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Der Philosoph. Und du, Menippus, lege deine freche Zunge und deinen mitleidlosen rohen Spott ab: du bist der Einzige von Allen, der noch lacht.

10. Merkur. Nein, Menippus, behalte diese Dinge: sie sind leicht mitzuführen, und wir können sie wohl brauchen auf unserer Ueberfahrt. – Du endlich, Redekünstler, wirf mir deinen ungeheuern Wortschwall, deine Gegensätze und Gleichklänge, deine künstlichen Perioden und Barbarismen, und den ganzen schwerfälligen rhetorischen Plunder weg.

Der Rhetor. Siehe, hier liegt er.

Merkur. Nun gut. – Mache den Nachen los, Charon! Die Leiter hereingenommen, den Anker aufgezogen! Ausgespannt das Segel, Fährmann, das Steuer gerichtet! Nun fort, in Gottes Namen! – Was heult ihr, Tröpfe? Und du besonders, Philosoph; vielleicht, weil wir dir so eben den Bart rasirt haben?

11. Der Philosoph. Nein, Merkur, sondern weil ich die Seele für unsterblich hielt.

Menippus. Er lügt: es sind offenbar ganz andere Dinge, die ihn jammern.

Merkur. Diese wären?

Menippus. Daß er nicht mehr an köstlichen Tafeln schmausen und des Nachts nicht mehr ausgehen, den Mantel über den Kopf ziehen, und von allen unbemerkt die Hurenspelunken der Reihe nach besuchen soll: daß er den Tag über keine jungen Leute mehr mit seiner Weisheit zu Narren haben und schweres Geld dafür einstreichen kann, deßwegen heult er.

Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. Stuttgart: J. B. Metzler, 1827–1832, Seite 231. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0231.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)