Seite:Lucians Werke 0287.jpg

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Philonides. Hercules! Menippus wäre also, ohne daß wir es wüßten, gestorben, und kehrt nun wieder in’s Leben zurück?

Menippus.

Gestorben nicht, beseelt noch nahm mich Hades auf.

Philonides. Und der Grund zu dieser seltsamen und abentheuerlichen Reise war –?

Menippus.

Mich trieb der Jugend unbedachter kecker Muth[1].

Philonides. So höre doch einmal auf, im hochtragischen Tone zu sprechen, mein Bester: steige von den Stelzen der Jamben herab, und sage mir ganz einfach, was soll dieser Anzug? Wozu die Reise in die Unterwelt? Denn nur so zum Vergnügen wird wohl Keiner den unlustigen Weg machen.

Menippus. O Geliebter,

– – mich führte die Noth herab in Aïdes Wohnung,
Um des Thebischen Greises Tiresias Seele zu fragen[2].

Philonides. Höre du, du bist wahrhaftig nicht bei Troste. Wie würdest du sonst mit deinem guten Freunde beständig in Versen sprechen?

Menippus. Wundere dich darüber nicht, mein Lieber! Ich komme so eben von Euripides und Homer, wo ich ohne zu wissen, wie es zugieng, so sehr mit Versen angefüllt worden bin, daß sie mir jetzt noch unwillkührlich in den Mund kommen.


  1. Fragment aus der Andromeda des Eurip.
  2. Hom. Odyss. XI, 163. Voß.
Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 287. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0287.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)