Seite:Lucians Werke 0294.jpg

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Aeacus durch den ihm gewohnten Anblick des tragischen Aufzugs um so leichter täuschen und ungehindert durchpassiren.

9. Schon graute der Tag, als wir uns an den Fluß begaben und uns zur Abfahrt anschickten. Das Fahrzeug, die Opferthiere, den Wassermeth und alles Uebrige, was zu der geheimnißvollen Verrichtung erforderlich war, hatte der Alte schon in Bereitschaft. Alles das brachten wir nun in den Kahn, und

– – – – – – – selber hinein dann
Stiegen wir, herzlich betrübt, und häufige Thränen vergießend.[1]

Eine Strecke weit gieng es den Fluß hinab, bis wir in den sumpfigen See kamen, in welchen sich der Euphrat verliert. Jenseits desselben gelangten wir an ein einsames, waldigtes und düsteres Ufer. Wir stiegen an’s Land, und Mithrobarzanes gieng voran. Hierauf machten wir eine Grube, schlachteten die Schafe, und besprengten die Grube rings mit dem Opferblut. Während dieses Opfers hielt der Magier eine brennende Fackel in der Hand, und citirte, nicht mehr, wie sonst, mit halblauter Stimme, sondern, so stark er konnte, schreiend, die Genien des Todtenreichs insgesammt, die Strafgeister und Furien, die nächtliche Hecate

– – und die schreckliche Persephoneia[2]

herauf, denen er noch mehrere barbarische, vielsylbige und mir gänzlich unbekannte Namen beifügte.

10. Da gerieth Alles ringsumher in Aufruhr und Erschütterung: die Macht der Zauberformel machte die Erde


  1. Odyss. XI, 4. 5. Voß.
  2. Ebend. 47.
Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 294. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0294.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)