Seite:Lucians Werke 0336.jpg

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(Denn da wir so hoch sind, schickt sich’s, dünkt mich, nicht immer auf dem Boden der Prosa zu bleiben) schauen auf die Erde herab und spähen nach allen Seiten, ob sie nicht irgendwo ein Opferfeuer brennen sehen

Und hochwallenden Duft in wirbelndem Rauche gen Himmel.[1]

Wenn ihnen nun ein Sterblicher opfert, so lassen sie sich’s wohl seyn, schnappen nach dem Dampfe, und schlürfen so gierig, wie die Fliegen, das Blut ein, welches um die Altäre gegossen wird. Sind sie aber auf Hausmannskost beschränkt, so besteht ihre Mahlzeit aus Nectar und Ambrosia. Vor Zeiten wurden auch Menschen zu ihrer Tafel gezogen, wie Ixion und Tantalus. Da sie sich aber Unverschämtheiten erlaubten, und nichts bei sich behalten konnten, was hier oben gesprochen ward, so wurden ihnen Strafen zuerkannt, die auch jetzt noch fortdauern: und seitdem ist dem sterblichen Geschlechte der Himmel verschlossen und verboten.

10. So verhält es sich mit der Lebensweise der Götter. Diesem gemäß haben auch die Menschen ihre gottesdienstlichen Gebräuche eingerichtet. So bestimmten sie zu ihrer Verehrung Hayne, weihten ihnen Berge, bezeichneten Vögel, Gewächse und dergleichen als diesem oder jenem Gotte geweihte Gegenstände. Sodann theilten sich die verschiedenen Völker noch insbesondere in die Verehrung derselben: jedes machte einen der Götter zu seinem Landmanne: so der Delphier und Delier den Apoll, der Athener die Athene (Minerva), in welch letzterem Falle man natürlich die Verwandtschaft


  1. Iliade I, 317.
Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 336. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0336.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)