Seite:Lucians Werke 0378.jpg

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deßwegen mit ihr zu hadern und sie vor den Gerichten zu verklagen. Ich ließ ihr gerne ihren Scherz, wie ihn die Bestimmung des lustigen Festes mit sich brachte. Denn ich weiß gar zu gut, daß der Spott nichts schlechter macht, und daß im Gegentheile das wahre Gute und Schöne, wie das Gold unter Hammerschlägen, dadurch nur um so heller und reiner strahlt. Ich begreife also nicht, wie ihr deßwegen so gereizt und rachsüchtig seyn könnt. Warum haltet ihr denn diesen Menschen da so fest am Nacken?

Plato. Wir nahmen auf Einen Tag Urlaub, und kamen, um diesen da zur gerechten Strafe zu ziehen. Denn das Gerücht hat uns die Schmähungen hinterbracht, welche er vor aller Welt gegen uns sich erlaubt hat.

15. Philosophie. Und nun wollt ihr ihn ohne Urtheil und Recht, und ohne nur seine Vertheidigung anzuhören, hinrichten? Man sieht ihm doch wohl an, daß er etwas zu sagen hat.

Plato. Das wollen wir nicht. Die ganze Sache stellen wir deiner Entscheidung anheim. Dein Ausspruch soll dem ganzen Handel ein Ende machen.

Philosophie [zum Beklagten]. Und was sagst du dazu?

Lucian. Ich sage eben dasselbe, hohe Herrin! Du wirst allein das Wahre zu finden wissen. Ich bat ja selbst darum, und erlangte es erst nach vielem Flehen, daß man die Entscheidung der Sache auf dich ausgesetzt seyn ließ.

Plato. Siehst du, infamer Bursche, jetzt kannst du sie deine Herrin nennen, und noch kurz zuvor stelltest du sie als das verächtlichste Ding dar, und botest sogar auf öffentlichem

Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. Stuttgart: J. B. Metzler, 1827–1832, Seite 378. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0378.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)