Seite:Lucians Werke 0435.jpg

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Merkur. Megapenthes, Lacydes Sohn, soll erscheinen. He du, wohin? Hieher! Dich meine ich, Tyrann! Tisiphone, stoße ihn mit Gewalt vorwärts, und zwing’ ihn, sich zu stellen.

Rhadamanthus. Nun, Cyniskus, bringe deine Klagen nebst Beweisen gegen den hier stehenden Mann vor.

26. Cyniskus. Zwar bedürfte es keiner förmlichen Anklage, da schon seine Mahlzeiten dir im Augenblicke verrathen werden, was für einen Menschen du vor dir hast. Um ihn jedoch noch vollständiger zu entlarven, will ich dir seine Schändlichkeiten der Reihe nach offenbaren. Ich übergehe, was dieser Abscheuliche Alles während seines Privatstandes verübt hat. Aber nachdem er eine Bande der gottsvergessensten Verbrecher sich zugesellt, mit einer Leibwache sich umgeben, und sich zum Zwingherrn des Freistaates aufgeworfen hatte, ließ er mehr als zehntausend Menschen ohne Urtheil und Recht umbringen, und riß ihr sämmtliches Eigenthum an sich. Sobald er sich dadurch in den Besitz eines unermeßlichen Reichthums gesetzt sah, gab es keine Art zügelloser Ausschweifung, die er sich nicht erlaubte. Mit der rohesten Grausamkeit, mit dem empörendsten Uebermuthe behandelte er die beklagenswürdigen Bürger, entehrte ihre Töchter, und schändete ihre Knaben; kurz er ließ den wilden Rausch seiner Leidenschaften auf alle Weise an seinen Unterthanen aus. Und ich glaube nicht, daß es möglich ist, ihn nach Verdienst für den wegwerfenden Hochmuth zu züchtigen, mit welchem er Jeden anfuhr, der in seine Nähe kam. Es ist weniger gefährlich, in die Sonne zu schauen, als es war, ihm mit festem Blicke in’s Gesicht zu sehen. Wer wäre endlich

Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 435. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0435.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)