Seite:Lucians Werke 0540.jpg

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Hermotimus. Wie verstehst du das?

Lycinus. Ich meine, derjenige, welcher Plato’s Weg eingeschlagen hat, und mit diesem Geleitsmann fortwanderte, wird natürlich nur diesen Weg anpreisen, während ein Anderer es mit dem Wege Epicur’s, ein Dritter mir einem Dritten eben so machen wird. Nicht anders geht es dir selbst: nur euer Weg ist dir der rechte. Ist es nicht so, Hermotimus?

Hermotimus. Und warum sollte es anders seyn?

Lycinus. Siehst du, also hast du mich noch nicht aus meiner Verlegenheit gezogen: denn ich weiß nun so wenig als zuvor, welchem Wanderer ich glauben soll. Jeder derselben hat es, so wie sein Führer selbst, nur mit einem einzigen Wege versucht, und diesen preist er nun als den alleinigen, der zur Stadt führe. Da kann ich nun nicht wissen, ob er die Wahrheit spricht. Daß er endlich irgend wohin kam, und eine Stadt fand, werde ich ihm vielleicht zugeben. Aber ob er die rechte gefunden, die Stadt, nach deren Bürgerrecht wir Beide uns sehnen, oder ob er nicht vielleicht, statt nach Corinth, nach Babylon gerathen ist und sich nun einbildet, zu Corinth gewesen zu seyn – das, Freund, scheint mir noch nicht so ausgemacht. Denn wer eine Stadt gesehen, hat darum noch nicht Corinth gesehen, indem Corinth nicht die einzige Stadt in der Welt ist. Meine Noth rührt aber hauptsächlich daher, weil ich weiß, daß, so wie nur Eine Stadt Corinth seyn kann, auch nur Eine Straße dahin die wahre ist, und daß alle übrigen an jeden andern Ort eher als nach Corinth führen. Denn wer ist wohl so albern, der sich einbildete, auf einem Wege, der geradezu nach

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 540. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0540.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)