Seite:Lucians Werke 0613.jpg

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Zeuxis wirklich auf die ganze übrige Arbeit vergebliche Mühe verwendet haben? Gewiß nicht. Ihr seyd Eingeweihte; der Kunst, und mustert mit Kennerblick alle Einzelnheiten, möchte sonach nur Alles, was ich euch zeigen will, der Ausstellung vor solchen Beschauern würdig seyn!


Harmonides.

1. Der Flötenspieler Harmonides fragte einst seinen Lehrer Timotheus, auf welche Art er durch seine Kunst sich einen berühmten Namen verschaffen könne? „Wie muß ich es angehen, lieber Meister, sagte er, um von allen Griechen gekannt zu werden? Du hattest die Güte für mich, in Allem, was zur Kunst gehört, mich zu unterrichten; du hast mir gezeigt, was zur reinen Stimmung des Instruments erforderlich ist, wie man das Mundstück anblasen muß, um sanfte und melodische Töne zu erhalten, hast mir Geschicklichkeit im Ansetzen der Finger, Festigkeit im Takt, richtige Harmonie meines Spieles mit dem Chor beigebracht, und mir gesagt, wie der Charakter jeder Tonart, das Begeisterte in der Phrygischen, das Bacchischwilde in der Lydischen, das Ernstfeierliche der Dorischen, das Leichte und Gefällige der Ionischen, zu beobachten und auszudrücken ist. Das Alles verdanke ich deiner Unterweisung. Die Hauptsache aber, um deren willen ich diese Kunst erlernt habe, wie soll mir diese

Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 613. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0613.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)