Seite:Lucians Werke 0647.jpg

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zu gewinnen hoffen. Sie verdienen Widerwillen und Verachtung als offenkundige und plumpe Schmeichler ihrer Zeitgenossen, während sie bei der Nachwelt durch ihre grobe Verletzung der Wahrheit die ganze Geschichte verdächtig machen. Ist man übrigens der Meinung, das Angenehme und Gefällige müsse durchaus mit der Geschichte gepaart seyn, so liegen ja in einer schönen Darstellung Reize genug, welche ihr unbeschadet der Wahrheit gegeben werden können.[1] Allein um solche Schönheiten kümmert sich jener Troß der Historiker nicht, und überladet dafür die Geschichte mit Dingen, die ihrem Wesen fremd sind.

14. Ich will nun einige Beispiele von Geschichtschreibern dieser Art anführen, welche sämmtlich den neuesten Krieg beschrieben haben, und die ich vor nicht gar langer Zeit in Ionien, und noch ganz kürzlich hier im Griechischen Mutterlande selbst mit angehört habe. Vor allen Dingen aber bitte ich euch um der Grazien willen, kein Mißtrauen in meine Erzählung zu setzen, deren Wahrheit ich sogar beschwören wollte, wenn es schicklich wäre, in einer Schrift einen förmlichen Eid abzulegen.

Einer dieser Historiker nun beginnt sein Werk mit Anrufung der Musen und mit der Bitte, ihm bei seiner vorhabenden Arbeit hülfreich an die Hand zu gehen. Schon dieser Anfang, siehst du, wie überaus fein und schicklich für diese Gattung von Composition, für ein geschichtliches


  1. Der Text ist verdorben. Ich vermuthe: – Τῇ ἰτορία. ἄλλα γε σὺν ἀληθεία τερπνά ἐτιν –.
Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 647. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0647.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)