Seite:Lucians Werke 0705.jpg

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wunderbare Wolkenkukuksstadt[1], in welche wir übrigens, des widrigen Windes wegen, nicht einlaufen konnten. Ihr gegenwärtiger König ist Seerabe, Amsels Sohn. Da gedachte ich des wackern Dichters Aristophanes, wie wahr er uns berichtet, und wie großes Unrecht ihm geschieht, wenn man seinen Nachrichten nicht glauben will. Nach drei Tagen bekamen wir den Ocean wieder zu Gesichte; aber Land sahen wir nirgends, außer jenen Inseln in der Luft, die uns überaus feurig und funkelnd vorkamen. Am vierten Tage gegen Mittag ließ der Wind allmählig nach, und setzte uns auf dem Meere ganz sanft wieder ab.

30. Welches unbeschreibliche Wonnegefühl ergriff uns, als wir uns wieder auf dem Wasser sahen! Wir stellten sogleich einen allgemeinen Schmauß an, so gut es unsere Vorräthe zuließen, und sprangen dann in See und schwammen und tummelten uns nach Herzenslust: denn die ganze Meeresfläche war ruhig, still und spiegelglatt. Aber ist es doch oft, als sollte eine glückliche Veränderung der Vorbote größerer Unfälle seyn! Nur zwei Tage hatten wir so auf diesem Meere vorwärts gesteuert, als wir mit Anbruch des dritten unvermuthet eine große Menge Wallfische und andere Seeungeheuer gewahr wurden, deren größtes, ein Wallfisch, wenigstens fünfzehnhundert Stadien[2] lang war. Dieser kam mit aufgesperrtem Rachen auf uns zu, brachte schon von weitem das Meer in schäumenden Aufruhr, und wies uns Zähne,


  1. Aristoph. Vögel v. 819.
  2. Sechzig Reisestunden, deren 24 = 1°. Acqu.
Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 705. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0705.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)