Seite:Lucians Werke 0718.jpg

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mangeln anfiengen, machten wir uns wieder heraus, zogen unser eingefrornes Schiff aus seiner Eiskluft, spannten die Segel aus, und glitten nun von dem frischen Winde getrieben auf der starrenden, glatten Fläche sanft und ungehemmt, wie auf dem Wasser dahin. Nach fünf Tagen trat wieder Sommerwärme ein, das Eis löste sich, und ringsumher ward Alles wieder zu Wasser.

3. Nachdem wir ungefähr dreihundert Stadien zurückgelegt haben mochten, kamen wir an eine kleine unbewohnte Insel, wo wir süßes Wasser einnahmen, das uns auf die Neige gegangen war, und zwei wilde Ochsen erlegten, die das Besondere hatten, daß sie die Hörner nicht auf der Stirne, sondern, wie es Momus haben wollte, unter den Augen trugen. Wir schifften uns wieder ein, und kamen bald darauf in ein Meer, das nicht mehr von Wasser, sondern von lauterer Milch war. In demselben bekamen wir eine ganz weisse, mit Reben bewachsene Insel zu Gesichte, die, wie wir uns in der Folge überzeugten, da wir einbissen, aus einem einzigen, ungeheuern Käse bestand, und fünf und zwanzig Stadien im Umfange hatte. Die Reben hiengen voller Trauben; als wir sie aber ausdrückten, floß Milch statt Wein aus den Beeren. In der Mitte der Insel war ein Tempel errichtet „der Nereïde Galatéa,“[1] wie die Aufschrift besagte. Die ganze Zeit über, die wir hier zubrachten, gab uns die Insel Nahrung und Zukost im Ueberfluß, und das Getränke lieferten uns die Milchreben. Der Sage nach ist die Beherrscherin


  1. Gala, die Milch.
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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 718. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0718.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)