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15. Ueber der Mahlzeit ergötzen sie sich an Gesang und Musik. Meist sind es Homer’s Gedichte, die hier gesungen werden. Dieser befindet sich selbst beim Schmause, und hat seinen Platz über dem Ulysses. Ihre Chöre bestehen aus Knaben und Mädchen, deren Gesang von den Citharöden Eunomus aus Locri, Arion aus Lesbos, Anacreon und Stesichorus angegeben und begleitet wird: denn auch den Letztern traf ich hier an, da er sich mit der Helena wieder ausgesöhnt hatte.[1] Wenn diese zu singen aufhören, so beginnt ein zweiter Chor von Schwänen, Nachtigallen und Schwalben; und so wie diese schweigen, heben die Abendlüfte (in den Zweigen) zu flöten an, und der ganze Hayn ertönt in den lieblichsten Weisen.

16. Was aber am meisten diese Mahle erheitert, sind die beiden Quellen des Lachens und der Lust, die neben der Tafel entspringen. Aus jeder derselben trinken die Seligen vor dem Beginne des Schmauses, und so bringen sie dann die ganze Zeit wohlgemuth und unter frohen Scherzen hin.

17. Nun will ich auch sagen, welche der namhaftesten Männer ich dort zu Gesichte bekommen habe. Für’s erste sämmtliche Halbgötter und die Helden, die vor Ilium zogen, mit Ausnahme des Ajax aus Locri, der, wie man mir sagte, am Orte der Gottlosen die Strafe seines Frevels[2] leidet. Von Ausländern sah ich beide Cyrus, den Scythen Anacharsis, den Thracier Zamolxis, den Römer Numa; von


  1. S. Schutzschrift für den Aufs. „die gedung. Gel.“ 1. S. 484. Anm. **).
  2. Er hatte den Tempel der Minerva durch die Gewalt entweiht, die er in demselben der Cassandra angethan.
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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 725. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0725.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)