Seite:Lucians Werke 0821.jpg

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eben ein glücklicher Maler bin, zu geben im Stande seyn werde. Seine Statur, um mit dieser anzufangen, war groß und schön, und hatte in der That etwas Majestätisches. Seine Hautfarbe war weiß, sein Bart sorgfältig gehalten, und seinen eigenen Haaren waren noch fremde so künstlich angepaßt, daß Niemand dieselben für fremde erkannte. Der lebhafte, feurige Blick seiner Augen verrieth Begeisterung: der Ton seiner Stimme war äußerst klar und wohlklingend, kurz seine ganze äußere Erscheinung durchaus ohne Mangel.

4. Aber sein Gemüth, seine Denkungsart – o ihr schützenden Mächte des Himmels! – Wer wollte nicht lieber seinem ärgsten Feinde, als einem Menschen dieser Art in die Hände gerathen? Zwar besaß er durchdringenden Verstand, Scharfsinn und Gewandtheit des Geistes in ungewöhnlichem Grade, und war, wie wenige Menschen, mit der glücklichen Gabe ausgerüstet, alles Lernbare schnell sich anzueignen und zu behalten: allein er verwendete diese Fähigkeiten zu den schlechtesten Zwecken; und durch den Mißbrauch so edler Kräfte brachte er es in Kurzem zu dem ersten Range unter den verrufensten Uebelthätern, und übertraf noch die Cercopen, übertraf einen Eurybatus, Phrynondas, Aristodémus und Sostratus.[1] Gleichwohl war dieser Mensch in einem Briefe an seinen Eidam Rutillianus so bescheiden, sich mit Pythagoras zu vergleichen! Aber – die Manen des göttlichen Weisen mögen mir verzeihen! – wenn Pythagoras zu dieses Alexander’s Zeit gelebt hätte, er würde mir ein Kind gegen ihn geschienen


  1. Sprüchwörtliche Namen im Alterthum, wenn von eingefleischten Teufeln die Rede war.
Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 821. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0821.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)