Seite:Lucians Werke 0983.jpg

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Auch würde es ihm nicht darauf ankommen, von der Sturmeseile des schnellfüßigen Rosses zu sprechen. Und wenn es ein schönes, prächtig eingerichtetes Haus zu loben gilt, sagt er etwa:

Also glänzt wohl Zeus dem Olympier drinnen der Vorhof.[1]

Der Schmeichler hingegen wird denselben Vers auch auf die Hütte eines Schweinhirten anwenden, sobald er sich versprechen darf, von dem Schweinhirten Etwas dafür zu erhalten. Meinte doch Cynäthus, der Schmeichler des Demetrius Poliorcetes, nachdem er alle Arten von Schmeichelei erschöpft hatte, und als eben Demetrius vom Husten geplagt ward, sein Räuspern klinge so melodisch!“

21. „Jedoch das unterscheidende Merkmal zwischen Beiden besteht nicht nur darin, daß sich der Schmeichler, um sich der zu lobenden Person gefällig zu machen, die offenbarsten Lügen erlaubt, während der Lobredner nur bemüht ist, das wirklich Vorhandene zu vergrößern: sondern auch Das macht einen bedeutenden Unterschied, daß Jener den möglichst hohen Grad von Uebertreibungen anbringt, Dieser hingegen auch hierin ein weises Maß hält, und innerhalb der Gränzen bleibt. Von mehrern andern Kennzeichen der Schmeichelei und des wahren Lobes, die ich dir anführen könnte, mögen also diese wenigen genügen, um dir deinen Argwohn gegen jedes Lob zu benehmen und dich zu veranlassen, durch Anwendung der rechten Probe zwischen Lob und Schmeichelei gehörig zu unterscheiden.“


  1. Odyss. IV, 74.
Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 983. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0983.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)