Seite:Lucians Werke 1151.jpg

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Der Hahn. Und diese wären?

Micyll. Einmal bist du ein Schwätzer und Schreier: Pythagoras aber drang, so viel ich weiß, auf das Schweigen, und zwar auf ein fünfjähriges. Das Zweite aber streitet ganz offenbar gegen des Pythagoras eigene Vorschriften. Noch gestern, als ich kein Futter für dich hatte, nahmst du gar keinen Anstand, die Bohnenkerne aufzupicken, welche ich mit nach Hause gebracht hatte. Entweder hast du mich also belogen und bist ein ganz Anderer als Pythagoras, oder du hast durch deinen Bohnenfraß gegen dein eigenes Gesetz nicht minder gesündigt, als wenn du deines Vaters Kopf gefressen hättest.[1]

5. Der Hahn. Guter Micyll, du weißt freilich den Grund davon nicht, und verstehst nicht, was sich für jedes Leben jedesmal schickt. So lange ich Philosoph war, speiste ich allerdings keine Bohnen: jetzt aber esse ich welche, als eine meiner Vogelnatur angemessene und unverbotene Speise. Laß dir nun sagen, wie ich aus Pythagoras Das, was ich jetzt bin, geworden, in wie vielen Körpern ich bis jetzt gelebt, und was ich bei jeder Verwandlung gewonnen habe.

Micyll. Ach ja, erzähle mir Das: ich verspreche mir so viel Vergnügen davon, daß, wenn ich die Wahl hätte, dir zuzuhören, oder meinen vorigen seligen Traum fortzuträumen, diese Wahl mir in der That schwer werden würde, indem mir dein wunderbares Wesen nicht minder wichtig ist, als jenes köstliche Traumgesicht.

Der Hahn. Noch immer rufst du dir deinen Traum zurück, und suchst die flüchtigen Bilder von Glückseligkeit festzuhalten,


Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1151. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1151.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)