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Micyll. Gehe mir mit dem albernen Poeten. Was versteht Der von der Sache? Vielleicht, daß nur das gemeine Bettelvolk von Träumen, dergleichen er selbst sah, und nicht einmal deutlich, da er blind war, durch diese Pforten wandert. Mein wonnevolles Träumchen ist mir durch ein goldenes Thor zugekommen: es war selbst ganz golden und über und über mit Gold angethan, und brachte mir des Goldes eine Menge mit.

Der Hahn. Ei so höre einmal auf, Alles zu vergolden, du zweiter Midas: offenbar hat dir ein ähnlicher Wunsch, wie der des Phrygiers, diesen Traum und mit ihm ganze Bergwerke von Gold zugeführt.

7. Micyll. Ach, guter Pythagoras, viel Gold habe ich gesehen, viel, sehr viel! Und wie herrlich es glänzte und blitzte! – Wie sagt doch nur Pindar in jener Stelle zum Lobe des Goldes? Hilf mir darauf, Pythagoras; weißt du noch, es ist die Stelle gleich im Anfange des schönsten unter allen seinen Gesängen, wo er das Wasser das Vornehmste nennt, hierauf aber weislich zum Preise des Goldes übergeht –

Der Hahn. Du meinst doch wohl Das:[1]

Das Fürnehmest’ ist Wasser; doch ragt, wie brennendes Feuer
Sich in die Nacht erhebt, Gold in dem männerbeglückenden Reichthum.

Micyll. Ganz recht, diese Stelle meinte ich. Ist es doch, als ob Pindar mein Traumbild gesehen hätte: gerade so besingt er das Gold. Laß dir nun diesen Traum erzählen, mein hochweiser Hahn. Du weißt, daß ich gestern


  1. Pindar, Olymp. I, 1. ff. nach Thiersch.
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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1153. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1153.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)