Seite:Lucians Werke 1172.jpg

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25. Micyll. Du hast mir aber noch nicht gesagt, was ich mir unter dem Sparrwerk, den Klammern, dem Lehm und allem dem innern Unrath des Königthums zu denken habe. Daß ein König, wenn er ausfährt, das Ziel aller Blicke ist, daß er Tausenden gebietet und wie ein höheres Wesen verehrt wird, insofern paßt allerdings deine Vergleichung mit einem colossalen Bildwerke sehr gut: denn es ist in der That etwas Göttliches um eine solche Herrlichkeit. Aber was sich innen findet, beschreibe mir etwas näher.

Der Hahn. Ich weiß wahrlich nicht, Was ich dir zuerst nennen soll, Micyll – unaufhörlich beängstigender Argwohn, Feindschaft und Meutereien von Seiten der nächsten Umgebungen, und daher kurzer, leicht verscheuchter Schlaf, schreckliche Träume, ein Gewirr sorgenvoller Gedanken, und trostlose Blicke in die Zukunft, zudem eine Masse öffentlicher Geschäfte, Audienzen, Rechtssachen, Leitung des Kriegswesens, Erlasse, Unterhandlungen, Staatsrechnungen, kurz eine Menge von Dingen, die dem Könige, der für Alle zu sorgen hat, allein zu schaffen machen, und ihn nicht einmal im Schlafe einen ruhigen Augenblick genießen lassen. Denn

Nur nicht Atreus Sohne, dem Hirten des Volks; Agamemnon,
Nahte der liebliche Schlaf, da Vieles im Geist er bewegte,[1]

während doch alle seine Achäer schnarchten. Dort jener Lydierkönig grämt sich über seinen taubstummen Sohn;[2] dem Perser [Artaxerxes] macht Klearch, der für Cyrus Truppen wirbt, dem Dionysius Dion zu schaffen, wenn Dieser irgend


  1. Iliade X, 3. f. Voß.
  2. Vergl. Rechtfert. des Aufs. „die Bilder,“ 20.
Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1172. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1172.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)