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sich vorher so abzuarbeiten, solche Gefahren zu bestehen, sich würgen und die Glieder verdrehen zu lassen, als ob nicht ohne alle Mühe Jeder, der Lust hat, Aepfel genug haben, oder mit Eppich oder Fichtenzweigen sich bekränzen könnte, ohne zuvor sich mit Koth das Gesicht beschmieren, oder sich von seinen Gegnern auf den Bauch stampfen lassen zu müssen.

10. Solon. Mein Bester, nicht auf die Gaben an und für sich sehen wir. Diese sind nur die Zeichen des Sieges, und die Merkmale Derer, die gewonnen haben. Der Ruhm aber, der sich an jene Gaben knüpft, ist es, Was den Siegern über Alles gilt. Um seiner willen auch Stöße auszuhalten, steht Denen gut an, die in den Kämpfen nach einem schönen Namen jagen. Denn mühelos ist dieser nicht zu haben: sondern Wer darnach strebt, muß zuvor des Lästigen vieles erdulden, und darf dann erst Gewinn und süße Frucht von seinen Kämpfen erwarten.

Anacharsis. Das nennst du Gewinn und süße Frucht, Solon, wenn alle Leute sie bekränzt sehen, und nun wegen ihres Sieges sie preisen, ohngeachtet Dieselben sie früher der Schläge wegen gewiß innig bemitleidet hatten? Wie? und die Leute werden sie glücklich nennen, wenn sie für alle ihre Anstrengung Nichts als Aepfel und Eppich haben?

Solon. Du bist, meine ich, noch wenig bekannt mit unsern Gebräuchen. Bald aber wirst du auf eine andere Meinung kommen, wenn du die Festversammlungen besuchen und sehen wirst, welche Menschenmasse zusammenkommt, um diese Kämpfe zu schauen, wie die Schauplätze mit Tausenden gefüllt sind, und wie die Kämpfer gepriesen, ihre Sieger aber göttergleich geachtet werden.

Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1189. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1189.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)