Seite:Lucians Werke 1330.jpg

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du also keinen lustigen Abend mehr haben, nicht mehr die Freuden der Liebe genießen, nicht mehr im Kreise deiner Kameraden ein Räuschchen trinken!“

14. Dieß und Aehnliches ruft er ihm zu, wähnend, sein Sohn bedürfe dergleichen auch nach dem Tode noch und vermisse es, da er es nicht mehr haben könne, mit Sehnsucht. Doch was sage ich? Haben nicht Viele sogar die Pferde, die Beischläferinnen, ja die Mundschenken ihrer Todten abgeschlachtet, und ihre Kleider und den übrigen Schmuck mit verbrannt oder begraben, als ob sie alles Dieses dort unten noch gebrauchen und genießen könnten?

15. Uebrigens ist es offenbar, daß der Alte, der so jammert, wie wir eben gehört haben, seine Tragödie nicht um des Sohnes willen anstimmte; denn er weiß wohl, daß der ihn nicht hört, und wenn er ärger, als Stentor, schriee: aber auch um seiner selbst willen nicht; es wäre ja hinlänglich, so Etwas bei sich selbst zu denken; denn kein Mensch braucht sich selbst anzuschreien. Also bleibt nichts übrig, als daß er wegen der Anwesenden diese Faseleien von sich gibt, die um so alberner sind, da er nicht weiß, was eigentlich seinem Sohn widerfahren, und wohin er gegangen ist. Noch weniger hat er darüber nachgedacht, ob denn dieses gegenwärtige Leben wirklich so beschaffen sey, daß es der Mühe werth wäre, über den Ausgang aus demselben, als über ein großes Unglück, sich zu betrüben.

16. Lassen wir einmal diesen Sohn bei Aeacus und Pluto die Erlaubniß auswirken, ein wenig aus der Mündung des Todtenreichs hervorgucken, und den unnützen Klagen seines Vaters ein Ende machen zu dürfen, so wird er

Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1330. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1330.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)