Seite:Lucians Werke 1348.jpg

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oder sonstigen Frevler zu reden, so schwatze du von den Vorfällen in Indien und Ecbatana. Bei Allem aber bringe mir fein Marathon an und den Cynägírus; denn ohne diese geht nun einmal nicht. Auch muß immer durch den Athos geschifft, und über den Hellespont zu Fuß gegangen, die Sonne muß vor den Persischen Geschossen unsichtbar werden, Xerxes über Hals und Kopf sich flüchten, Leonidas von aller Welt angestaunt, des Othryades blutige Inschrift vorgelesen, Salamis, Artemisium und Platää einmal um das andere in tüchtigem Wortschwall aufgeführt werden. Immer aber müßen jene Attischen Wörtchen, wie blumige Zierden, oben schwimmen, unabläßig lasse dein atta und dein deputhen hören, auch wo man sie gar nicht nöthig hat: denn sie sind doch immer schön, und wenn sie noch so nichtssagend wären.

19. Bisweilen wirst du finden, daß ein singender Ton gut angebracht seyn dürfte: alsdann verwandle deinen ganzen Vortrag in einen angenehmen Singsang. Sollte die Materie selbst nicht eben sehr singbar seyn, so rufe wenigstens die Worte: O andres dikastai [O, ihr Männer des Gerichts!] mit einer solchen melodischen Modulation aus, daß eine vollkommene Musik daraus wird. Nicht minder brauche recht oft das O wehe, wehe! Ach des Mißgeschicks! Auch schlage dich fleißig auf die Lenden, gurgle die Worte zuweilen recht hohl heraus, räuspere dich mitunter und wende dich mit hin und her geschwenktem Hintertheil bald links, bald rechts. Und will man dir dennoch keinen Beifall geben, so werde böse und schimpfe. Sogar wenn die Leute schon aufgestanden sind, und nur eine gewisse Ehrbarkeit sie noch zurückhält,

Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1348. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1348.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)