Seite:Lucians Werke 1361.jpg

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unterbrach ihn Diomachus, „sondern in die Haut einer jungen Hirschkuh, die noch nicht getragen hat; und das ist auch wahrscheinlicher: denn der Hirsch ist ein schnelles Thier, das seine Hauptstärke in den Füßen hat. Der Löwe ist zwar stark, und das Löwenschmalz, so wie seine rechte Tatze und die langen, geraden Haare aus seinem Bart haben gar große Kräfte, wenn man sie mit dem zu jedem Stück gehörigen Spruch recht zu gebrauchen weiß: allein daß er kranke Füße heile, darf man sich nicht versprechen.“ „Ich selbst,“ versetzte Kleodémus, „war früher lange dieser Meinung, es müße eine Hirschhaut seyn, weil der Hirsch ein schnellfüßiges Thier sey. Neulich aber belehrte mich ein in solchen Dingen einsichtsvoller Mann aus Libyen eines Bessern, indem er mir begreiflich machte, daß der Löwe doch noch schneller sey als der Hirsch, weil ja dieser von jenem auf der Flucht erhascht werde.“ Alle Anwesenden gaben dem Libyer ihren Beifall.

8. Hierauf nahm ich das Wort: „Ihr glaubt also wirklich,“ fragte ich, „daß durch magische Sprüche und äußerliche Anhängsel sich Uebel kuriren lassen, die doch innerlich sind?“ Ein allgemeines Gelächter war die Antwort und gab mir zu erkennen, wie albern ich diesen Herren vorkommen mußte, da ich so allbekannte und ausgemachte Dinge, an welchen kein Vernünftiger je zweifeln könnte, nicht zu wissen schien. Nur dem Arzt Antigonus gefiel meine Frage, wie ich zu bemerken glaubte: man hatte ihn offenbar vernachläßigt; er wollte dem Eukrates nach den Regeln seiner Kunst helfen, untersagte ihm den Wein, verordnete leichte Gemüse: kurz er wollte ihn möglichst herabstimmen. Da wandte sich Kleodémus

Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1361. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1361.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)