Seite:Lucians Werke 1495.jpg

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stärker ist als der des Gehörten. Wohlan, Herold, rufe mir den Herodot, Lyxus’s Sohn, aus Halicarnassus, herbei! – Schön! er erscheint wirklich: nun so trete er denn auf, und lege sein Zeugniß ab. Ihr werdet es geschehen lassen, daß er dieß nach seiner gewohnten Weise in Ionischer Mundart thut: „„Wahr ist Solches, ihr Richter, so zu Euch gesprochen wird: und glaubet Dem, das er sagt in dieser Sache, daß das Sehen dem Hören vorzuziehen sey. Denn es ist wirklich so, daß die Ohren der Menschen ungläubiger sind, denn ihre Augen.““[1] Hört ihr also, wie auch mein Zeuge dem Gesichte den ersten Rang einräumt? Und mit allem Rechte. Denn die Worte sind ja geflügelt und enteilen, wenn sie nur eben hervorgekommen sind. Das Vergnügen aber, welches das Sehen gewährt, bleibt und ist immer dasselbe, und durchdringt den Beschauer völlig.“

21. „Wie sollte also ein so schöner, so sehenswürdiger Saal für den Gegner nicht ein schwieriger Widersacher seyn? Schaut Ihr doch selbst, meine Richter, während wir zu Euch sprechen, an die Decke hinauf, bewundert die Wände, und wendet euch von einem Gemälde zum andern, um es aufmerksam zu betrachten. Wer möchte es euch auch verübeln, wenn euch so etwas Menschliches ankommt, zumal unter dieser abwechselnden Mannichfaltigkeit schöner Gegenstände? Die Sorgfalt der Ausführung, das Belehrende in diesen aus der alten Geschichte entlehnten Kunstdarstellungen hat in Wahrheit einen großen Reiz für den gebildeten Beschauer. Damit Ihr aber, indem Ihr eure Blicke nur dorthin


  1. Herod. I, 8.
Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1495. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1495.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)