Seite:Lucians Werke 1529.jpg

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nicht, wohin er sich unter der Menge von Zuschauern verloren hat. Wir waren immer beisammen, und als wir das Schiff bestiegen, gingst du voran, Samippus, gleich hinter dir Adimantus, und ich hinter Adimantus, an welchem ich mich mit beiden Händen festhielt: denn weil ich Schuhe anhatte und er nicht, so half er mir am Arm die ganze Schiffleiter hinauf. Allein jetzt kam er mir aus dem Gesichte, und ich habe ihn weder auf dem Schiffe, noch nachdem wir es verlassen hatten, wieder erblickt.

2. Samippus. Weißt du wohl, Lycinus, wo er uns verlassen haben wird? Ohne Zweifel, wo der hübsche Junge aus der Cajüte hervorkam, der in blendend weißes Linnen gekleidet war und das Haar an den Schläfen rückwärts gekämmt und hinten aufgebunden trug. Denn wenn ich unsern Adimantus recht kenne, so hat er bei einem so reizenden Anblick den Aegyptischen Schiffbaumeister, der uns herumführte, gerne seiner Wege ziehen lassen, und ist mit verschwimmenden Blicken stehen geblieben, wie dieß so seine Art ist. Denn in solchen Fällen gehen dem verliebten Menschen gleich die Augen über.

Lycinus. Das Bürschchen kam mir aber doch nicht schön genug vor, Samippus, um unsern Adimantus zu fesseln, dem doch zu Athen so viele reizende Jünglinge von guter Geburt zugethan sind, die durch ihr liebenswürdiges Geplauder und ihren zierlichen gymnastischen Anstand[1] Einem allerdings Liebesthränen in die Augen treiben könnten, ohne daß man sich zu schämen hätte. Jener Junge aber hatte zu


  1. Wörtlich: „die nach der Palästra riechen.“
Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1529. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1529.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)