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Phido’s Tochter;“ und wenn ich’s nicht glauben wollte, setzte sie hinzu, sollte ich nur in euer Gäßchen hineinsehen, dort sey Alles mit Kränzen behangen, und Flötenspielerinnen und ein Gedränge von Menschen, und eben werde der Brautgesang gesungen.

Pamphilus. Und nun hast du wirklich hineingesehen, Doris?

Doris. Das hab’ ich, und es war so, wie sie sagte.

4. Pamphilus. Ha! Nun verstehe ich den Irrthum. Lesbia hat dich gewissermaßen nicht belogen, und du hast Myrtion die Wahrheit gesagt: gleichwohl habt ihr euch vergeblich bekümmert. Die Hochzeit war nicht bei mir. Jetzt erst erinnere ich mich, daß meine Mutter gestern, als ich von euch nach Hause kam, zu mir sagte: „Siehst du, Pamphilus, unseres Nachbars Aristänetus Sohn, Charmides, der so alt ist als du, macht jetzt Hochzeit, und wird ein gesetzter Mann: und du, wie lange willst du es noch mit einer Hetäre halten?“ Dieß hörte ich so mit halbem Ohr an und schlief drüber ein. Morgens in aller Frühe ging ich aus, und so sah ich nichts von Allem, was hernach Doris dort gesehen hat. Wenn du mir nicht glauben willst, Doris, so gehe noch einmal hin; aber statt blos in die Gasse hineinzugaffen, sieh nach, über welcher von beiden Hausthüren die Kränze hängen, und du wirst finden, daß es des Nachbars Thüre ist.

Myrtion. Du hast mir das Leben wieder geschenkt, Pamphilus: denn ich hätte mich erhenkt, wenn mir so Etwas widerfahren wäre.

Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1569. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1569.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)