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Pamphilus. Das wird nie geschehen. Nie werde ich so thöricht seyn, meine Myrtion zu vergessen, am wenigsten jetzt, wo sie Mutter zu werden verspricht.


3. Philinna und ihre Mutter.

1. Mutter. Bist du eine Närrin geworden, Philinna, oder was ist dich angekommen, bei dem gestrigen Schmause dich so zu betragen? Diphilus kam diesen Morgen zu mir und erzählte mir unter Thränen, welche Begegnung er von dir erfahren, Du hättest dich betrunken und hierauf vor der ganzen Gesellschaft Tanzsprünge gemacht, wiewohl er dich zurückhalten wollte: darauf küßtest du den Lamprias, seinen Cameraden, und als Diphilus darüber böse wurde, kehrtest du ihm den Rücken, und liefst auf Lamprias zu, und umarmtest ihn sogar. Fast erstickt hätte ihn der Verdruß, wie er mir sagte. Und des Nachts wolltest du nicht bei ihm schlafen, so viel er bitten mochte, sondern legtest dich, ohne an seine Thränen dich zu kehren, ganz allein auf das nächste Ruhebettchen, und sangst lustige Liedchen, nur um ihn zu kränken.

2. Philinna. Aber was er mir gethan, das hat er dir nicht erzählt, Mutter. Du würdest sonst gewiß nicht dem unverschämten Menschen das Wort reden, der mich sitzen ließ, um sich mit der Thais, der Hetäre des Lamprias, ehe dieser zugegen war, zu unterhalten. Wie er sah, daß mich dieß verdroß und daß ich ihm Winke gab, kriegte er die Thais beim Ohre zu packen, drückte ihr den Kopf zurück und küßte sie so herzhaft ab, daß ich glaubte, er werde seine Lippen gar nicht wieder wegbringen. Ich weinte; er aber lachte, und sagte der Thais einmal um das andere Etwas

Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1570. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1570.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)