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Drose (weint). O wehe! nicht einmal mit einem Gruß fängt er an, der Unglückliche!

Chelidonion. – „und auch jetzt ist es nicht Abneigung, sondern Zwang, was mich von dir trennt. Mein Vater hat mich nämlich dem Aristänet übergeben, um die Philosophie bei ihm zu studiren. Dieser Mann hat unser Verhältniß in Erfahrung gebracht, und überhäuft mich nun mit Vorwürfen, indem er spricht, es wäre ein Schimpf für den Sohn des Architeles und der Erasikléa, mit einer Hetäre zu leben, und es wäre weit besser, die Tugend der Wollust vorzuziehen.“

Drose. Daß er die Schwindsucht kriege, der alte Gimpel! Einen jungen Menschen solches Zeug zu lehren!

Chelidonion. „Ich sehe mich also genöthigt, ihm zu gehorchen. Denn er geht mir auf allen Tritten und Schritten nach, und beobachtet mich so genau, daß ich außer ihm keinen Menschen auch nur ansehen darf. Wenn ich fein sittsam seyn und ihm in Allem folgen werde, so verspricht er mir, mich durch Entsagung und Arbeit zu einem höchst glücklichen und von der Tugend durchdrungenen Manne zu machen. Nur mit Mühe konnte ich mich ihm von der Seite stehlen, um dir diese Zeilen zu schreiben. Nun lebe wohl und glücklich, und vergiß nicht deinen Clinias!“

4. Drose. Was sagst du nun zu diesem Briefe, Chelidonion?

Chelidonion. Barbarisch! Nur das „vergiß nicht deinen Clinias“ läßt noch einige Hoffnung übrig.

Drose. So scheint es mir auch. Aber inzwischen sterbe

Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1593. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1593.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)