Seite:Lucians Werke 1598.jpg

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so wird dein Großvater dir am besten Auskunft geben können, falls er noch am Leben ist.

Charmides. Nun denn, wenn das ist, so falle die Scheidewand! Komm in meine Arme, und laß uns unter Küssen und Scherzen die häßliche Philemation vergessen!


11. (12.) Ioëssa, Pythias, Lysias.

1. Ioëssa. Warum so kalt und spröde gegen mich, Lysias? Dankst du es mir so, daß ich dir niemals Geld abforderte, daß ich nie, wenn du kamst, meine Thüre verschloß und dich nie mit der schnöden Antwort abfertigte, ich hätte andern Besuch? Wann habe ich dich je genöthigt, deinen Vater zu überlisten oder deine Mütter zu bestehlen, um mich beschenken zu können, was doch alle Andere meines Gleichen thun? Habe ich dich nicht gleich Anfangs, ohne alle Rücksicht auf Belohnung bei mir aufgenommen, wiewohl du jedesmal mit leeren Händen kamst? Und weißt du auch, wie viele Liebhaber ich um deinetwillen abgewiesen habe? Den Ethokles, der jetzt Prytane ist, den Schiffsherrn Pasio, deinen Altersgenossen Melissus, wiewohl dessen Vater erst kürzlich gestorben und der junge Mensch im Besitze des ganzen Vermögens ist. Du warst mein Phaon, mein Ein und Alles, für den ich allein Augen hatte, für den allein meine Thüre offen war. Denn ich Thörin hielt Alles für untrüglich, was du mir schwurst, und war dir ergeben wie die keusche Penelope, so viel auch meine Mutter dagegen schrie, und so heftige Klagen sie bei meinen Freundinnen über mich führte. Du aber, sobald du sahest, daß du das arme, von Liebe verzehrte Mädchen ganz in deiner Gewalt hattest, erlaubtest

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1598. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1598.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)