Seite:Lucians Werke 1644.jpg

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8. Nachdem ich also die Brachmanen verlassen hatte, ließ ich mich in Aethiopien und darauf in Aegypten nieder, wo ich mich der Priester und Propheten annahm und sie in der Lehre von den göttlichen Dingen unterrichtete. Mein Weg ging von da nach Babylon, um dort die Chaldäer und Magier einzuweihen, darauf über Scythien nach Thracien, wo sich Eumolpus und Orpheus an mich anschloßen, welche ich nach Griechenland voraussendete, und zwar den Eumolpus, welcher in den göttlichen Dingen vollständig von mir unterrichtet worden war, um die Griechen in diese geheimen Lehren einzuweihen, den Orpheus, um ihre Gemüther durch den Zauber der Poesie und Tonkunst zu gewinnen. Ich selbst folgte ihnen auf dem Fuße nach.

9. Bei meiner ersten Erscheinung wiesen mich die Griechen zwar nicht ab, doch war ich ihnen auch nicht sehr willkommen. Als ich aber eine Zeit lang mit ihnen umgegangen war, gelang es mir doch, sieben Freunde und Schüler auf meine Seite zu bringen, und darauf noch Einen aus Samos [Pythagoras], einen Weiteren aus Ephesus [Heraclitus] und Einen aus Addera [Democritus] – freilich im Ganzen eine kleine Zahl.

10. Bald nach Diesen wuchs, ohne daß ich eigentlich wußte, wie es zuging, das Geschlecht der Sophisten an mir auf, eine Art Leute, die, ohne sich mein Wesen gründlich anzueignen, sich doch in einen gewissen Einklang mit mir zu setzen wußten, so daß sie ein aus Windbeutelei und Philosophie zusammengesetztes Mittelding, eine neue Art von Centauren, darstellten. Sie waren eben so wenig in gänzlicher

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1644. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1644.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)