Seite:Lucians Werke 1655.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Argo, der die schönen Schifferlieder sang. Wir wurden nie müde, wenn wir nach dem Takte seines Gesanges ruderten. – Gegrüßt seyst du, Orpheus, wackerer Meistersänger! Du hast doch wohl deinen Hercules nicht vergessen?

Orpheus. Willkommen, Philosophie, Hercules und Mercur! Zahlt mir nur gleich meinen Angeberlohn. Denn ich kenne den Menschen genau, den ihr suchet.

Mercur. O so zeige uns, wo er ist, bester Orpheus. Auf Geld wirst du wohl nicht warten, ein so weiser Mann, wie du bist?

Orpheus. Du hast recht. Ich will euch das Haus zeigen, wo er wohnt, aber nicht ihn selbst. Denn ich möchte mich nicht gerne seinen Grobheiten aussetzen. Er ist ein garstiger Bursche, der Nichts gelernt hat als lästern.

Mercur. So zeige uns wenigstens seine Wohnung.

Orpheus. Hier zunächst. Ich will nur wieder meiner Wege gehen, um den Kerl nicht sehen zu müssen.

30. Mercur. Hört! Ist dieß nicht die Stimme einer Frau, die aus Homer deklamirt?

Philosophie. So ist es in der That. Wir wollen doch zuhören.

Die entführte Frau.

Denn mir verhaßt ist Jener, so sehr wie des Aïdes Pforten,
Welcher erpicht ist auf Gold, und predigt des Goldes Verachtung[1].

Mercur. Also muß dir auch Cantharus verhaßt seyn:

 und er hat
Böses dem Freunde gethan, der Lied und Gefälligkeit darbot[2].


  1. Parodie von Il. IX, 312. f.
  2. Il. III, 354.
Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1655. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1655.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)