Seite:Lucians Werke 1680.jpg

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Tafel habe, aber nicht so, wie sie heut zu Tage gewöhnlich solche Gäste behandeln, sondern auf eine humanere Weise, so daß nämlich Alle gleiche Theile erhalten, und der Bediente nicht vor dem Herrn allein mit der Schüssel stehen bleibt, bis Dieser so viel eingeführt hat, daß er nicht mehr kann, dann aber an uns, die wir mit schon ausgestreckter Hand auf die Schüssel warten, mit der leeren vorübergeht oder uns das elende Restchen zeigt, das darin geblieben; auch nicht, daß, wenn ein Wildschwein aufgetragen wird, der Vorschneider gleich die ganze Hälfte sammt dem Kopfe dem Hausherrn vorlege, während an uns Andere ein Paar eingewickelte Knochen kommen. Und den Mundschenken wäre die Weisung zu geben, nicht zu warten, bis Jeder von uns siebenmal zu trinken verlangt hat, sondern gleich beim ersten Zeichen unverweilt einzuschenken und zwar in einen eben so großen Becher, wie dem Herren des Hauses selbst. Alle Gäste aber sollten ohne Ausnahme einen und denselben Wein bekommen: oder wo steht geschrieben, daß nur er von süß duftendem Rebensafte seine Räuschchen solle trinken dürfen, daß ich hingegen von gährender Säure die Eingeweide mir zerfressen lassen müsse?

23. Wirst du nun, o Saturn, diese Mißverhältnisse wieder ins Gleiche bringen, so wird das Leben erst wieder Leben, dein Fest erst wieder ein Fest werden. Wo nicht, nun so mögen sie ihre Saturnalien feiern: wir werden zu Hause sitzen, und wünschen, daß, wenn sie nach dem Bade zur Tafel kommen, der Bediente ihnen die große Amphora umwerfe und zerbreche, der Koch die beste Brühe anbrennen lasse, und aus Unachtsamkeit die Häringe in das Linsengericht

Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1680. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1680.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)