Seite:Lucians Werke 1791.jpg

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der Andere auf Jenen. Ein Mann, der so freimüthig seyn will, wie Du, sollte doch wohl nicht so bedenklich seyn.

4. Momus. Nun, Jupiter, das ist in der That recht hochsinnig, recht königlich von Dir, daß Du selbst mich zur Aufrichtigkeit herausforderst. So will ich also den Namen nennen. Es ist Bacchus, der vortreffliche Bacchus, hälftig ein Mensch, und von der Mutter her nicht einmal ein Grieche, sondern der Tochtersohn eines syrophönicischen Kaufmannes, Namens Cadmus. Er ist nun einmal der Unsterblichkeit würdig geachtet worden, und so will ich von ihm selbst nichts sagen, nichts von seinem unmännlichen Kopfputze, seiner Trunkliebe, seinem taumelnden Gange. Ich denke, es ist Keiner unter euch, dem es nicht auffiele, wie weibisch und weichlich er ist, wie toll er schwärmt, und wie er schon am frühen Morgen von Wein duftet. Aber er hat uns auch noch seine ganze Sippschaft aufgedrungen, und Alles, was zu seinem schwärmenden Chor gehört, zu Göttern gemacht, den Pan, den Silenus, die Satyrn, meist plumpes Hirtenvolk, und abenteuerlich gestaltete Kapriolenmacher. Der Eine hat Hörner, und gleicht nach seinem langen Barte und nach der ganzen untern Hälfte seines Körpers völlig einem Ziegenbock; der Andere, dieser Lydier da, ein kahlköpfiger, stülpnasiger Alter, steht fast die ganze Zeit auf einem Esel; und vollends jene Satyrn, gemeine Kerls aus Phrygien, mit ihren spitzen Ohren und den kleinen Bockshörnchen an den kahlen Schädeln! Sogar geschwänzt ist die ganze Schaar. Solche Götter hat der Ehrenmann uns geliefert!

Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1791. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1791.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)