Seite:Lucians Werke 1796.jpg

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Polydamas zu Olympia, und die des Theagenes auf Thasus curirt das kalte Fieber. Dem Hektor in Ilium, und gegenüber auf dem Chersonnes dem Protesilaus, werden Opfer gebracht. Seitdem unser so Viele geworden sind, hat auch Meineid und Tempelraub überhand genommen. Alle Welt verachtet uns, und thut Recht daran.

13. So viel also von den Unächten und Eingeschwärzten. Noch bekommen wir aber viele andere fremdartige Namen zu hören, die mir viel zu lachen geben, Namen von Wesen, die sich bei uns gar nicht finden, noch überhaupt existiren können. Oder wo wäre denn die so viel besprochene Tugend zu sehen, oder die Natur, das Verhängniß, das Glück? lauter leere, wesenlose Namen von Begriffen, welche von den albernen Menschen, den Philosophen, erfunden worden. Und dennoch ist das unverständige Volk von diesen Hirngespinsten so gänzlich eingenommen, daß kein Mensch mehr Lust hat, uns zu opfern, weil er nun wohl weiß, daß, auch wenn er Tausende von Hecatomben lieferte, das Glück doch nichts Anderes bringen würde, als was über ihn verhängt ist, und ihm von Anbeginn an zugekommen ist. Ich möchte Dich doch fragen, Jupiter: hast Du wohl jemals die Tugend, die Natur, das Verhängniß mit Augen gesehen? Denn daß Du von ihnen gehört hast, weiß ich gewiß; Du müßtest denn stocktaub seyn, um nicht zu vernehmen, wie laut sie darüber in ihren Schulen schreien. Ich hätte noch Vieles auf dem Herzen; doch will ich schließen. Denn ich sehe jetzt schon, wie sehr meine Worte den Meisten mißfallen, und wie sie zischen, zumal Diejenigen, die meine freie Rede zunächst getroffen hat.

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1796. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1796.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)