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II.
Der Schlemmer.

Theron, Menippus Sohn, der Ueppige, hatte sein Erbgut
 Rasch, so reichlich es war, schwelgend in Lüsten verpraßt.
Also gewahrt’ ihn Euktémon, des Vaters wackerer Freund einst,
 Wie er, von Mangel gedrückt, schmachtet’ in Hunger und Noth.
Und der Alte vergießt des Mitleids Thränen, und gibt ihm
 Seine Tochter zur Eh’, reichliche Gabe dazu.
Kaum sah Theron aufs Neue sich reich, was nimmer er hoffte,
 Alsbald gab er wie sonst üppigem Leben sich hin.
Was nur der Gaumen verlangte, gewährt’ er ihm; nimmer beachtend
 Ehrbarer Sitte Gebot, fröhnt’ er unzüchtiger Lust.
Und so trieb’s der Bethörte, bis endlich die bittere Armuth
 Wieder wie vormals ihn stürzt’ in den Strudel der Noth.
Und nun weinte der Alte auf’s Neue, doch nimmer um Theron,
 Nein! um der Tochter Geschick und das verlorene Geld
Draus entnahm er die Lehre: der Mann, so der eigenen Habe
 Schlecht sich bediente, bewahrt schwerlich die fremde getreu.

Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1880. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1880.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)