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Ludwig Anzengruber: Der Pfarrer von Kirchfeld. Aus: Ludwig Anzengrubers sämtliche Werke. Band 2

alle zu fassen, alle zu verstehen, die Herzen, die in der weiten Welt pochen und hämmern, denn was auch die Welt an ihnen gesündigt, aus der Hand des Schöpfers sind sie doch gleichgeartet hervorgegangen – eine schwache zitternde Magnetnadel, über die die Ströme des Lebens hinziehen und sie vielfach ablenken, die sich aber doch nicht irre machen läßt und ihren Norden sucht … die ewige Liebe.


Vierte Szene

Hell. Wurzelsepp (schwingt sich über den Zaun).


Hell (durch das Geräusch aufmerksam gemacht, wendet sich). Wer ist da?

Sepp (eine kurze Pfeife schmauchend, kommt vor). Guten Abend!

Hell. Du, Sepp?!

Sepp (immer demütig, bis die ändernde Anmerkung kommt). Ich hab’s ja gwußt, daß d’ mich doch kennst, wenn ich auch in kein Kirchen komm!

Hell. Was führt dich noch so spät hierher?

Sepp. Ich bin eigentlich schon lang da – seit nachmittag schleich ich da um’n Pfarrhof und seit einer Viertelstund lieg ich da hinterm Zaun.

Hell. Du horchtest, spioniertest? Pfui!

Sepp. Aus Zeitlang!

Hell (gelassen). Wenn ich das gelten lasse, was weiter führt dich dann zu mir?

Sepp. Nichts – nichts – nur bedanken will ich mich, weil ich mich da hinterm Zaun so gut unterhalten hab!

Hell. Du hast dich auf krummen Wegen, mit

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Ludwig Anzengruber: Der Pfarrer von Kirchfeld. Aus: Ludwig Anzengrubers sämtliche Werke. Band 2. Wien 1922, Seite 55. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Anzengrubers_s%C3%A4mtliche_Werke_II_055.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)