Seite:Märchen (Montzheimer) 045.jpg

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Raume wohl etliche verworrene Laute vernommen, doch keine Ahnung, um was es sich handelte.

Als sie nun die Männer in prächtiger Kleidung gewahrte, wollte sie erschreckt wieder zurückeilen; doch schon hatte einer von ihnen, ein Ritter, sie gesehen. „Dort ist die Jungfrau; ich kenne sie wieder!“ rief er, das widerstrebende, ganz verwirrte Mädchen zur Bäuerin führend. Diese blickte nicht eben freundlich auf Magdalies und zeterte wieder: „Ich sage es euch nochmals, daß der Lohn mir zukommt!“

Aber jetzt lachte der Ritter gar lustig auf: „Hahaha, Bäuerin, da möcht’ sich der Königssohn wohl bedanken, Euch zum Weibe zu begehren! So hört denn: Der König schickt mich und das Gefolge, um diese Jungfrau hier zum Königshof zu entbieten, weil sein Sohn, unser Prinz Arnulf, sie zum Weibe begehrt!“

Der Bauer und die Bäuerin machten große Augen. Die Bäuerin schnappte vor Erstaunen ein paarmal nach Luft, um dann noch röter als die rötesten Erdbeeren zu werden, als sie sah, wie der Ritter sich jetzt ehrerbietig vor Magdalies verneigte, ihr in wohlgesetzter Rede des Königs Botschaft nochmals verkündend.

Magdalies traute ihren Ohren kaum und wagte nicht aufzublicken, als sie zaghaft erwiderte: „O, edler Herr, treibt keinen Scherz mit mir! Es kann doch nimmer dem Könige recht sein, eine so arme niedere Magd, wie ich es bin, zur Schwiegertochter zu bekommen. Ich will keinen Unfrieden zwischen ihn und seinen Sohn bringen.“

Doch schnell nahm der Ritter das Wort: „Ehrenwerte Jungfrau, der König ist durch Eure Erdbeeren gänzlich genesen. Er hat Euch gestern nach Eurem Verschwinden durch Boten überall suchen lassen, und etliche sind Euch denn unbemerkt bis hierher gefolgt, um uns heute den Weg zu weisen. Draußen steht ein Zelter für Euch bereit. Und nun rüstet Euch! Wir

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Elsbeth Montzheimer: Märchen. Leipziger Graphische Werke AG, Leipzig 1927, Seite 45. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:M%C3%A4rchen_(Montzheimer)_045.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)