Seite:Märchen (Montzheimer) 047.jpg

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Als diese festlichen Tage vorüber waren, da bat die nunmehrige Prinzessin Magdalies ihren Gemahl, dem sie natürlich alles erzählt hatte, mit ihr den Erdbeerkönig aufsuchen zu wollen, um ihm, dem sie doch eigentlich beide ihr Glück verdankten, vereint ihren Dank auszusprechen.

Mit Freuden erfüllte der Königssohn diesen Wunsch seiner Gemahlin.

Fröhlich wie die Kinder gingen sie durch den Wald. Magdalies mußte singen, wie damals, als der Prinz sie zuerst daselbst gefunden hatte. Zwischendurch rief sie wieder und immer wieder nach dem Erdbeerkönig, bis dieser endlich vor dem jungen Paare stand, das ihm nun von seinem Glück erzählte und seinen Dank ausdrückte.

Der Erdbeerkönig hörte es mit wohlgefälligem Kopfnicken an. Dann zog er unter seinem Mäntlein zwei köstliche Erdbeeren hervor, die eine Magdalies, die andere dem Prinzen Arnulf reichend, während er sprach:

„Mögt’ essen diese Beeren,
Die aller Krankheit wehren,
Euch langes Glück bescheren!“

Mit diesen Worten verschwand er; aber seine Prophezeiung erfüllte sich. Beiden war viel Glück beschieden.

Als nach Jahren der alte König abermals erkrankte, eilte Magdalies wieder in den Wald, um den Erdbeerkönig noch einmal um die heilkräftigen Erdbeeren zu bitten. Doch sie fand weder den Gesuchten noch seine Wunderfrüchte. Der König wurde diesesmal nicht wieder gesund.

Nach seinem Tode wurde sein Sohn König.

Und so ward aus der armen Magd Magdalies eine Königin, die lebenslang von ihrem ganzen Volk geliebt und geehrt wurde, weil sie den Armen und Kranken half, so viel sie vermochte.

Empfohlene Zitierweise:
Elsbeth Montzheimer: Märchen. Leipziger Graphische Werke AG, Leipzig 1927, Seite 47. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:M%C3%A4rchen_(Montzheimer)_047.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)