Seite:Märchen (Montzheimer) 075.jpg

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Marinkas Befreier ein Junker Albrecht von Löwensprung sei. „Und wär’ er auch nur ein Kochgehilfe gewesen, so hätte ich ihm zum Dank meine Tochter gegeben,“ sprach der Graf von Wolfenstein. „Doch nun ist er mir als Eidam doppelt willkommen.“

Der Eulensteiner freute sich herzlich über das Glück seines jungen Verwandten, der nun, wie er zugeben mußte, keine Torheit durch seine Werbung beging.

Marinka nähte, stickte und spann nun gern. Daß ihr am linken Fuß die kleine Zehe fehlte, tat dieser Tätigkeit keinen Abbruch. Es kam durch das Abpflücken der drei Blumen Rittersporn zum Erlösungswerk; es blieb ihr das stets eine Mahnung, daß sie nie jener Prüfungszeit vergessen konnte.

Daß der Rabe fortan immer die leckersten Knochen und sonstigen Lieblingsfutter bekam, so oft er sich in der Nähe des Schlosses blicken ließ, ist selbstverständlich. Er stolzierte dort gern auf und ab und schnarrte dann vergnüglich:

„Krah – krah – rab – rab – ich Schwarzgesell’
Krächz’ heut’ – krah – krah – gar froh und hell.
Auf Rabenehr’! es freut mich baß,
Daß ich erlebte solchen Spaß –
Fürch’t jetzo nimmermehr Hex’ Ut’. –
Dem jungen Paar geh’s immer gut.
Und kommt Marinka mal in Zorn –
Denk’ schnell sie an den Rittersporn!“

Empfohlene Zitierweise:
Elsbeth Montzheimer: Märchen. Leipziger Graphische Werke AG, Leipzig 1927, Seite 75. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:M%C3%A4rchen_(Montzheimer)_075.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)