Seite:Märchen (Montzheimer) 098.jpg

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Zeichen. Springmännchen wartete vielleicht schon auf seinen Ruf. Er verfuhr mit der Wurzel genau wie vor einigen Stunden. Kaum hatte er sein Zauberverslein beendet, als auch der Kleine schon vor ihm stand, also sprechend:

„Menschenleer sind Schloß und Hallen,
Alles rings in Zauber fallen.
Doch der Greif und Zaub’rer wacht
Alle Tag’ und alle Nacht,
Daß kein Feind sich nah’ der Pforte
Zu dem bösen Zauberorte;
Denn der Zauberglocken Klingen
Künden gleich von allen Dingen.
Ich will dir das Mittel zeigen,
Daß die Glöcklein stille schweigen.
Auch den Ort will ich dir künden,
Wo das Zauberschwert zu finden!“

Springmännchen winkte darauf Immo, ihm zu folgen, ihn durch Zeichen zur Vorsicht ermahnend.

Es war nun ziemlich dunkel; die Sichel des Mondes verbreitete unsicheres Licht. Immo mußte aufpassen, seinen kleinen Führer nicht aus den Augen zu verlieren.

Je näher sie dem Schlosse und dem Turme kamen, desto lauter vernahm Immo das wunderbare Klingen, das von abgestimmten Kristallglocken herzurühren schien.

Springmännchen sprang, wie er immer tat, ehe er etwas sagte, mehrmals vor Immo auf und nieder; dann bedeutete er dem Prinzen abermals vorsichtig zu sein, und sprach leise:

„Dem Rettungswerk es jetzo gilt,
Bist du, mein Prinz, dazu gewillt?“

Als Immo bejahte, fuhr der Kleine fort:

„Nun wappne dich mit festem Mut,
Dann winket dir Gelingen gut.“

Empfohlene Zitierweise:
Elsbeth Montzheimer: Märchen. Leipziger Graphische Werke AG, Leipzig 1927, Seite 98. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:M%C3%A4rchen_(Montzheimer)_098.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)