Seite:Maehrchenkranz fuer Kinder 011.jpg

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den Riegel fort, mein Kind, dann geht die Thüre von selbst auf.“

Das that Rothkäppchen; und als sie nun in die Stube trat, da kroch der Wolf tiefer in’s Bette, und sagte: „Stelle den Kuchen und das Töpfchen mit Butter dort auf den Backtrog, und dann komm ein Bischen zu mir in’s Bette: denn ich kann nicht aufstehen.“

Nachdem sich nun Rothkäppchen zu dem Wolfe in’s Bette gelegt hatte, wunderte sie sich über das häßliche Aussehen der Großmutter, und sagte ängstlich: „Ach, Großmutter, was habt Ihr für große Ohren?“

„Daß ich Dich besser hören kann!“ sagte der Wolf.

„Großmutter, was habt Ihr für große Augen?“ fragte Rothkäppchen wieder.

„Daß ich Dich besser sehen kann!“

„Ach, Großmutter,“ fuhr Rothkäppchen fort, „was habt Ihr für lange Beine?“

„Die hab’ ich, um besser laufen zu können!“

Und wieder sprach Rothkäppchen: „Ach, Großmutter, was habt Ihr für lange Arme?“

„Um Dich besser umarmen zu können!“

„Ach, Großmutter!“ rief Rothkäppchen noch ein Mal, „was habt Ihr für lange Zähne?“

„Die hab’ ich, daß ich Dich besser verschlingen kann!“ schrie der Wolf, und bei diesen Worten warf sich das garstige Thier über Rothkäppchen her, und verschluckte sie im Nu. Darauf, weil er zu voll war, schlief er ein, und schnarchte ganz greulich.

Während er nun so schlief, ging der Jäger vorbei, und als er die Thüren offen stehen sah, und drinnen so laut schnarchen hörte, dachte er: Was ist das? Du willst doch ein Bischen hineinsehen. Als er nun den Wolf im Bette sah, aber nicht die Großmutter, so merkte er gleich, daß