Seite:Maehrchenkranz fuer Kinder 070.jpg

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in einem mit Diamanten besetzten Ringe; sie näherten sich dem Mädchen, und richteten sich empor, gleichsam als ob sie es ihr geben wollten. Das Mädchen zögerte anfangs, es zu nehmen; als ihr aber die Schlangen mit dem Kopfe zunickten, nahm sie es ihnen ab. In demselben Augenblicke aber ward sie in die Höhe gehoben, und stand in der Höhle, in die sie hereingetreten war. Sie ging hinaus, und kam auf dem Berg bald wieder zu ihrer kleinen Heerde, die trieb sie eilig nach Hause, und erzählte ihren Aeltern, was ihr begegnet war. Da öffnete sie das Kästchen, und fand darin eine prächtige Krone, die glänzte wie die Sonne am Mittag, denn sie war aus einem Diamanten gemacht. „Das ist eine Schlangenkrone,“ sagte ihr Vater, „komm, laß uns zum König gehen, und ihm die Krone bringen.“

Da zog das Mädchen ihre Sonntagskleider an, und wollte das Halsband um ihren Hals legen, aber es war viel zu klein; da knüpfte sie noch ein rothes Band daran, und legte es so um ihren Hals, und ging mit ihrem Vater zum König.

Als sie vor den König kam, sprach der Mann: „Wir bringen Euch die Schlangenkrone, nach der Ihr so lange gesucht habt.“ Dabei öffnete er das Kästchen, und zeigte ihm die diamantene Krone, die wie die Sonne glänzte.

Der König war hocherfreut, und ließ sich ausführlich erzählen, wie sie zu der Krone gekommen seyen.

Als sie mit der Erzählung fertig waren, da ward der König sehr nachdenklich; er sah das Mädchen an, und blickte dann wieder nach einem Bilde, worauf seine verstorbene Gemahlinn abgemalt war. Dann ließ er eine Dienerinn rufen, und sprach zu ihr: „Kennst du dies Mädchen?“ Die Dienerinn aber hatte sie kaum angesehen, da rief sie laut: „Herr König, das ist Eure Tochter, die Euch als Kind geraubt worden ist; seht hier das Halsband, welches