Seite:Maehrchenkranz fuer Kinder 079.jpg

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wie sauer du es dir mußt werden lassen; wenn du mir folgen wolltest, so solltest du bald ein glücklicheres Leben führen. Ob ich gleich arm und bettelhaft aussehe, so besitze ich doch viele Kostbarkeiten und ein schönes Schloß, worin viele so junge Mädchen, wie du bist, wohnen. Es fehlt ihnen an nichts; sie tragen die schönsten Kleider, brauchen nicht zu arbeiten, und tanzen und spielen den ganzen Tag. Willst du also deine Hände und Füße nicht mehr an Dornen und Wurzeln blutig ritzen, und alle Tage unter so schwerer Arbeit seufzen, so folge mir in mein Schloß, wo dich die andern Mädchen mit Freuden aufnehmen werden.“

Käthchen war erstaunt über dies Anerbieten, und hatte große Lust, es anzunehmen. Doch, meinte sie, wolle sie ihre Aeltern erst deshalb befragen.

„Das ist nicht nöthig,“ sagte die Alte, „denn deine Aeltern werden dich um ein solches Glück nur beneiden, und mich bei dir verhaßt zu machen suchen. Ueberlege es dir indessen, und wenn du nach einigen Tagen wieder hieher in den Wald kommst, dann theile mir deinen Entschluß mit; ich hoffe, du wirst mir schon folgen.“

Bei diesen Worten trippelte das Waldweibchen fort, und verschwand bald im dichten Gebüsche. Käthchen aber raffte ihr Holz zusammen, und ging ganz in Gedanken nach Hause. Sie war lange unschlüssig, ob sie ihren Aeltern den Vorschlag im Walde erzählen sollte. Da sie aber immer so ängstlich und verlegen war, und der Vater sie befragte, was sie denn vorhabe, so sagte sie ihm Alles, was ihr im Walde begegnet sey.

„Ei, ei, mein Kind!“ sagte der Vater, „du bist in gefährliche Hände gerathen, denn das alte Weib, mit dem du gesprochen hast, und das dir ein so schönes Leben verheißen, ist eine arge Zauberinn, die junge Mädchen in ihr Schloß führt, und sie zu Zaubermitteln abrichtet. Folge ihr ja