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23.
Die drei Gärtnerssöhne.

Ein König hatte einen wunderschönen Garten, und in dem Garten stand ein großer, weitgeasteter Baum, der trug alljährlich viel goldene Aepfel. Es wußte kein Mensch, wie der Baum in den Garten gekommen war; aber er stand nun daselbst seit Menschengedenken, und es war, so weit seine Aeste reichten, ein Gitter von starken Eisenstäben um denselben, und zu der Gartenthüre hatte niemand den Schlüssel, als der König. So konnte nicht leicht ein Apfel entwendet werden, der reif geworden war, und von dem Baume abfiel. Der König aber ließ die Aepfel nicht abpflücken, sondern sie mußten abfallen: denn je reifer sie geworden waren, desto feiner war das Gold.

Nun begab es sich, daß in einem Jahre doch einmal ein Apfel nach dem andern fortkam. Darüber ward der König sehr ungehalten, und forschte nach, wer seine Goldäpfel ihm stähle; aber er brachte es nicht heraus.

Da befahl er dem Gärtner, er solle des Nachts unter dem Baume wachen, und genau Acht haben, ob er den Dieb nicht erhaschen könne. Das that der Gärtner auch treulich, und setzte sich heimlich unter den Baum, und schauete sorgfältig umher, ob er niemand entdecken könnte. Als aber Mitternacht kam, da überfiel ihn der Schlaf, und er wollte ein wenig einnicken: denn er meinte, wenn der Dieb käme, so würde er leicht wieder aufwachen. Darüber schlief er fest ein, und als der Morgen anbrach, erwachte er, und zu seinem großen Schreck war der schönste Apfel fort.

Nun sollte in der nächsten Nacht des Gärtners ältester Sohn wachen. Der begab sich nach dem Baume, setzte sich nieder, und dachte: Dir soll der Dieb nicht entkommen.