Seite:Maehrchenkranz fuer Kinder 160.jpg

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weiß ich,“ sagte die Maus, „was du gethan hast; es soll dich gewiß nicht gereuen.“

Nach diesen Worten verwandelte sich die Maus. Die kleinen Vorder- und Hinterpfoten streckten sich aus, und wurden Hände und Füße, der kleine Kopf wurde ein Menschenkopf, und Alles an ihr wurde größer und immer größer, und stand zuletzt als Fee da, welche sie mit dem bösen König besucht hatte.

„Königinn,“ sprach die Fee, „ich wollte dein Herz nur prüfen, weil mich gleich anfangs dein Unglück jammerte, und ich habe dich sanft und gut gefunden. Ich war die Maus nicht nur, sondern war auch die alte Frau. Nun will ich mich deines Kindes treulich annehmen, und es soll einmal deine Freude und dein Stolz seyn!“

Jetzt ließ die Fee die Kleine am Seile herunter, und verwandelte sich wieder in eine Maus: denn sie mochte wohl nur in dieser Gestalt zum Thurme hinaus können. Die Fee kroch als Maus zum Thurme hinaus, am Seil herab, als sie aber hinab kam, war das Kind fort.

Da kroch sie zitternd wieder zu der Königinn hinauf, und klagte ihr das Unglück, und sagte, das habe ihr die böse Fee Gangrüne angerichtet, die sey ihre Feindinn, die ihr alles Gute verderbe; dabei sey sie sehr mächtig, und man werde ihr das Kind nicht leicht wieder nehmen können. Ueber diese Rede erbleichte die arme Königinn, und die Fee kroch vor Schaam und Kümmerniß in’s Mauseloch.

Am andern Morgen kam der böse König, welcher wußte, daß das Kind gekommen seyn müsse, in den Kerker der unglücklichen Mutter, und fragte, wo das Kind sey? Als die Königinn ihm sagte, es sey fort, und eine böse Fee habe es ihr mit List und Gewalt genommen, da wurde er grimmig, und rief wüthend: „Nun sollst du hängen, wie ich es dir gedrohet habe, und ich will dich selbst mit dem