Seite:Maehrchenkranz fuer Kinder 184.jpg

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Schauspiel, welches sich ihm hier darbot, und erkundigte sich sogleich, was diese gräßlichen Vorbereitungen bedeuten sollten. Niemand aber wagte es, ihm Auskunft darüber zu geben, als plötzlich die alte Königinn, wüthend über das Fehlschlagen ihrer Rache, sich selbst, vor Aller Augen, in den Bottig stürzte, wo sie sogleich von dem Schlangen- und Krötengezücht gefressen wurde. Der König war hierüber nicht wenig erschrocken, und betrübte sich sehr, denn sie war doch immer seine Mutter; bald aber tröstete er sich in dem Anblick seiner schönen, tugendhaften Gemahlinn und seiner beiden liebenswürdigen Kinder.


27.
Die ungleichen Brüder.

Es lebten einmal zwei Brüder, Rosimond und Bramint, die sich aber sehr ungleich waren. Rosimond, der jüngere, hatte ein gutes Herz, liebte seine Aeltern und Geschwister, bewies sich gegen Jedermann gefällig und dienstfertig, und that keinem Menschen etwas zu Leide. Dabei war er sehr klug und verständig, und von Allen geliebt und geachtet, die ihn kannten. Ganz das Gegentheil war sein älterer Bruder Bramint. Der hatte ein sehr häßliches und boshaftes Gemüth, und lebte mit keinem Menschen in Friede: denn er war hart und lieblos, und machte seinen Aeltern nichts als Kummer und Herzeleid. Die Mutter gab sich zwar alle Mühe, ihn zu bessern, aber er blieb, wie er war. Darüber grämte sie sich sehr, und entzog ihm ihre Liebe, weil er sie nicht verdiente.

Da nun Rosimond wegen seiner guten Aufführung und Folgsamkeit von der Mutter sehr geliebt wurde, so haßte