Seite:Maehrchenkranz fuer Kinder 194.jpg

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sollte; aber die unverschämte Frechheit und der Uebermuth des Bramint, und seine täglich wachsenden Reichthümer brachten ihn endlich auf den Verdacht, daß er den wunderbaren Ring seines Bruders haben müßte.

Um dies zu erfahren, mußte sich ein unbekannter Mensch für den Abgesandten eines benachbarten feindlichen Königs ausgeben, und den Bramint heimlich ausforschen. Er ging zu diesem in der Nacht, und bot ihm im Namen des feindlichen Königs große Reichthümer und Ehrenstellen an, wenn er ihm die Geheimnisse des Königs verrathen, und ihm behülflich seyn wolle, daß man diesem Thron und Reich nehmen könne.

Bramint willigte in Alles, und prahlte, daß ihm nichts unmöglich sey. Als der Abgeordnete hierüber seine Verwunderung zu erkennen gab, war Bramint so unbesonnen, sich selbst zu verrathen, indem er erzählte, daß er einen Ring habe, durch den er sich unsichtbar machen könne. „Schön,“ sagte der Abgeordnete, „da seyd Ihr der rechte Mann, den mein König gebrauchen kann; er wird Euch Eure Dienste glänzend belohnen.“

Der Abgesandte hinterbrachte nun dem König Alles, was er von Bramint erfahren hatte. Dieser aber wurde von der königlichen Wache sogleich ergriffen, und in ein finsteres Gefängniß geworfen. Man fand bei ihm viele Schriften, die seine Verbrechen bewiesen, und auch den Ring, der ihn dazu verleitet hatte.

Rosimond, welcher dies sogleich erfuhr, begab sich an den Hof, um für seinen Bruder um Gnade zu bitten, aber er fand kein Gehör. Bramint wurde öffentlich hingerichtet, und so war der Ring ihm schädlicher, als er seinem Bruder nützlich gewesen war.

Der König gab dem Rosimond, um ihn wegen der Strafe seines Bruders zu trösten, den Ring zurück, als