Seite:Meier Volksmärchen aus Schwaben 004.jpg

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der Riese schon sein Schwert schwang, um dem Schäfer den Kopf abzuschlagen; der aber zog schnell seinen Spieß heraus und sprang zurück, worauf der Riese den Hieb in die Luft that und zu Boden fiel. Sogleich sprang der Schäfer nun wieder herzu und bohrte ihm seinen Spieß tief in den Leib, daß er alsbald todt war. Dann zog er dem Riesen die Kleider aus, warf den Leichnam in’s Gebüsch und wollte eben mit dem Schwerte fortgehen, als er wieder ein schönes Schloß vor sich sah. Er gieng hinein und fand ein Zimmer, darin war ein gedeckter Tisch, auf dem Tische aber stand eine Flasche Wein und daneben lag ein Zettel mit den Worten:

Wer diese Flasche trinkt
Und dieses Schwert regiert,
Der zwingt den Teufel.

Kurz, alles war hier gerade so wie in dem ersten Schloße. Der Schäfer legte wieder die Kleider und das Schwert des Riesen in das Zimmer und ließ den Wein stehen. Als er aber das Schloß besah, fand er hier ebenfalls ein Pferd unten im Stalle; dieß war aber ein Fuchs. Alsdann gieng er mit seiner Heerde heim.

Als der Schäfer am andern Morgen „ausfuhr,“ dachte er unterwegs: „Ei, ich möchte doch auch wißen, wie’s in dem dritten Thale aussieht!“ und zog auch sogleich mit seinen Schaafen dahin. Wie er aber in das Thal trat, kam ihm alsbald ein ungeheurer Riese entgegen; der hatte eine Haut, grad wie Eichenrinde sah sie aus, und langes Moos wuchs in seinem Gesichte, daß es dem Schäfer schier angst

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Ernst Meier: Deutsche Volksmärchen aus Schwaben. Scheitlin, Stuttgart 1852, Seite 4. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meier_Volksm%C3%A4rchen_aus_Schwaben_004.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)