Seite:Meier Volksmärchen aus Schwaben 027.jpg

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Eines Tags, als der Prinz mit der Schweinheerde im Felde war, kam ein stattlicher Wagen dahergefahren, und in dem Wagen saß ein reicher englischer Kaufmann, der erkundigte sich bei dem Sauhirten nach Land und Leuten, und merkte bald aus den Antworten, die er bekam, daß der Sauhirt ein gar kluger junger Mann war, und vermuthete sogleich, daß er wohl einem höhern Stande angehören möchte, und beredete ihn, daß er seine Schweine verlaßen und mit ihm fahren und Kaufmann werden solle. Ja, das gefiel dem Prinzen auch beßer, und er fuhr mit nach England. Dem Kaufmann aber ward er bald so lieb, daß der ihn an Kindes Statt annahm und ihm sein ganzes Vermögen vermachte; denn er selbst hatte keine Kinder.

Nicht lange nachher geschah es, daß das schöne Fräulein, welches der Prinz in dem Garten getroffen und so lieb gewonnen hatte, einen Sohn kriegte. Da war dieß Fräulein, welches eine Prinzessin war, auch erlöset; denn sie war in das Schloß so lange verwünscht worden, bis ein fremder Prinz sie besuche und ihr einen Sohn schenke. An dem Zettel aber, den der Prinz beschrieben, erkannte sie, daß der jüngste Sohn des Königs von England der Vater ihres Kindes sei. Und wie sie nun frei war und wieder in ihre Heimath kam, da ruhte sie nicht und ließ ein mächtiges Kriegsheer rüsten und führte es selbst an, und machte sich mit ihrem Kinde auf den Weg nach England. Wie sie dort ankam, zog sie gerades Wegs auf die Hauptstadt los und lagerte sich eine Stunde weit vor derselben. Die Straße bis zur Stadt aber ließ sie mit scharlachrothem Tuche belegen,

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Ernst Meier: Deutsche Volksmärchen aus Schwaben. Scheitlin, Stuttgart 1852, Seite 27. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meier_Volksm%C3%A4rchen_aus_Schwaben_027.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)