Seite:Meier Volksmärchen aus Schwaben 031.jpg

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noch so viel zureden. Während die beiden nun so mit einander sprachen und sich gegenseitig erzählten, wie es ihnen seit der Trennung ergangen war, kam der Blitz nach Haus, begrüßte den König freundlich und lud ihn ein, da zu bleiben, so lange es ihm gefallen möge. Das that der König denn auch gern, um seiner Schwester willen.

Nun suchte der Blitz den König zu unterhalten und mit allerlei Spielen ihm die Zeit zu vertreiben. Gewöhnlich kegelten sie mit einander. Die Kegelbahn aber war eine Stunde lang; dabei hatte die Kugel die merkwürdige Eigenschaft, daß sie immer von selbst wieder zurückkam, und dazu brauchte sie jedesmal zwei volle Stunden. Der König konnte sich nicht genug darüber wundern, zumal der Blitz so heftig warf, daß die Kugel weit über das Ziel hinausgieng und tief in einen Felsen drang, und dennoch immer wieder zurückrollte. Indes nach acht Tagen reiste der König weiter, um seine andern beiden Schwestern aufzusuchen.

Er gieng immer gerades Wegs in dem Walde fort und kam endlich an ein Schloß, da rief ihm aus dem Fenster eine Stimme zu: „O Bruder, zu einer unglücklichen Stunde bist Du ausgezogen und hieher gekommen! Mach daß Du fortkommst! Es wohnt hier der Donner und der ist mein Mann; wenn der Dich hier fände, würde er Dich gewiß umbringen.“ Da freute sich der König, daß er sein zweites Schwesterlein wieder gefunden und ließ sich nicht bang machen und blieb da. Und als der Donner heimkam und den Bruder seiner Frau erblickte, war er freundlich gegen ihn und that ihm kein Leid an, bat ihn vielmehr, daß er

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Ernst Meier: Deutsche Volksmärchen aus Schwaben. Scheitlin, Stuttgart 1852, Seite 31. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meier_Volksm%C3%A4rchen_aus_Schwaben_031.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)