Seite:Meier Volksmärchen aus Schwaben 065.jpg

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gerade der Pfarrer zum Fenster heraus und sah den Zug und rief: „ei, so bedeckt Euch doch, ihr großen Mädchen! schämt Ihr Euch denn nicht, daß Ihr so nackt auf der Straße geht?“ Und dann kam er eilig aus dem Hause gelaufen und nahm seine große Kappe ab und wollte, auf daß Niemand ein Aergernis nehme, wenigstens das eine Mädchen damit zudecken. Der Baltes aber rief wieder seiner Ente: „gute Gonda, es bleibe an dir hangen, was bei dir ist!“ Da mußte auch der Pfarrer mit. –

Als sie so nun eine Weile gegangen waren, kamen sie abermals in ein Dorf, wo eine große Bäckerei war. Wie nun die Bäckerknechte den wunderlichen Zug und besonders die nackten Jungfern sahen, da kamen ihrer fünfunddreißig mit Backschaufeln aus dem Hause gesprungen, und hielten den Mädchen die Schaufeln vor den Leib, worauf der Baltes wiederum sprach: „gute Gonda, es bleibe an dir hangen, was bei dir ist!“ also, daß auch die fünfunddreißig Bäckergesellen dem Zuge sich anschließen mußten.

In dem Wirthshause, wo der Baltes mit seiner goldenen Ente und dem ganzen großen Zuge übernachtete, las er in der Zeitung, daß der König von Portugal eine Tochter habe, die niemals lache, und daß der König habe ausschreiben laßen: „wer seine Tochter zum Lachen bringen könne, der dürfe sie heirathen.“ Da machte sich der Baltes gleich am andern Morgen auf den Weg nach Portugal, und meldete sich, sobald er angekommen war, beim Könige und sagte: daß er es sich wohl getraue, seine Tochter zum Lachen zu bringen, worauf der König ihn sogleich am folgenden

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Ernst Meier: Deutsche Volksmärchen aus Schwaben. Scheitlin, Stuttgart 1852, Seite 65. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meier_Volksm%C3%A4rchen_aus_Schwaben_065.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)