Seite:Meier Volksmärchen aus Schwaben 086.jpg

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Dorf, oder gieng in’s Wirthshaus und trank, so daß der Vater oft in einer einzigen Nacht für mehr als fünfzig Gulden Schaden an seinen Kohlen erlitt. Alle Ermahnungen halfen nichts mehr; der Vater band ihn sogar mit Ketten im Hause fest, um ihn zu züchtigen; allein es wurde nicht beßer mit dem Sohne. Deshalb blieb der Vater lieber selbst des Nachts bei den Kohlen auf und versagte sich den Schlaf.

Eines Sonntags aber, nachdem der Vater die ganze Woche lang bei Tag und Nacht gearbeitet und niemals geruht hatte, bedurfte er des Schlafs gar sehr und sagte zu seinem jüngsten Sohne: „heut Nacht mußt Du einmal bei dem Kohlenhaufen aufbleiben; ich kann nicht mehr und will sehen, ob Du endlich Dich gebeßert hast und nicht wieder in Deine alten Sünden verfällst.“ Da versprach ihm der Sohn, daß er dießmal ganz gewiß seine Schuldigkeit thun und recht ordentlich Achtung geben wolle, gieng auch gutes Muthes hinaus in den Wald und nahm sich vor: „von jetzt an will ich ein anderer Mensch werden und mich beßern!“ Dann versah er auch Alles wie sich’s gehörte bis ungefähr gegen zehn Uhr Abends. Da dachte er: „ei, es ist doch eigentlich überflüßig, daß ich die ganze Nacht hier am Feuer stehe; das kann jetzt allein wohl fortbrennen; ein Stündchen wenigstens darf ich schon weggehn und eins trinken.“ Und sogleich war er auch schon auf dem Wege in’s Wirthshaus.

Aus dem Stündchen aber, das er hier bleiben wollte, wurden bald zwei, endlich drei und vier Stunden. Als er nun aber fortgieng, war ihm so fröhlich und leicht um’s

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Ernst Meier: Deutsche Volksmärchen aus Schwaben. Scheitlin, Stuttgart 1852, Seite 86. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meier_Volksm%C3%A4rchen_aus_Schwaben_086.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)